INTERVIEW: Unsere Methoden im Praxistest

INTERVIEW: Unsere Methoden im Praxistest

5. März 2019

Eines der Formate, die uns bei Three Coins besonders am Herzen liegen, sind unsere Jugendarbeiter_innen-Schulungen. Was bewirken unsere Schulungen für mehr Finanzkompetenz nun bei den Jugendlichen genau?

Wir haben mit Marketa, einer Lernbegleiterin beim Verein MAFALDA, gesprochen und Interessantes erfahren:

Wer sind die Jugendlichen mit denen du üblicherweise arbeitest?

Ich arbeite mit weiblichen NEETS (Not in Education, Employment or Training) zwischen 15-25 Jahren, die Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Unsere Zielgruppen zeigen sich sehr divers hinsichtlich Herkunft, Bildungsniveau, mit/ohne Behinderung, Erstsprache, alleinerziehende Mütter usw. Viele der Mädchen und jungen Frauen waren über einen längeren Zeitraum in keiner Ausbildung oder Beschäftigung. Sie sind lebensweltlich mehrsprachig, häufig haben sie keinen Pflichtschulabschluss.

Wie oft hast du die Inhalte der Three Coins-Schulung angewendet?

Ich habe einen Monat lang pro Woche eine halbtägige Einheit zu dem Thema gestaltet. Dabei habe ich mich nach den Kapiteln im Toolkit orientiert (Anmerkung: Themen wie „Ich habe (k)einen Plan! – Budget & Co“ oder „Du bist was du hast – Konsum“).

Wie ging es dir bei der Anwendung der Themen aus der Three Coins-Schulung für Jugendarbeiter_innen?

Es war sehr schön, die Übungen mit den Mädchen zu machen. Ich habe es einerseits mit einer Gruppe von 8-10 Mädchen gemacht, die einen fixen themenorientierten Unterricht durchlaufen und andererseits in einer freiwilligen Einheit, an der zwischen 3 und 12 Mädchen teilnehmen. Besonders in der freiwilligen Gruppe müssen die Themen spannend gestaltet sein, da die Mädchen sonst einfach wieder gehen – die Übungen aus der Schulung haben hier sehr gut gepasst. Prinzipiell kann ich sagen: Mädchen sind gute Finanzministerinnen. Die Mädchen, mit denen ich arbeite, sind nicht immer lernwillig, aber über Spiele und interaktive Übungen, die in der Schulung enthalten waren, verschafft man sich einen guten Zugang.

Was war für dich bei der Anwendung der Aktivitäten aus dem Schulungs-Toolkit am Überraschendsten?

Interessant zu sehen war es, dass es entweder Mädchen gibt, die sich gut mit Geld auskennen, oder jene, die es gar nicht können. Dazwischen gab es kaum etwas. Die, die sich gut auskennen, haben schon vorgesorgt, haben einen Bausparer oder andere Sparformen, tragen ihre Rechnungen zusammen, wissen was Schulden sind und wie viel sie zurückzahlen müssen. Andere kennen sich wenig aus, können kaum rechnen und zahlen alles bar, um ja nicht den Überblick zu verlieren.

Was waren wiederkehrende Themen, die von den Mädchen zum Thema Geld eingebracht wurden?

Sehr relevant waren Fragen wie „Was kostet das?“ oder „Ist das billig oder teuer?“. Das Thema Sparen war für sie sehr klar – jede hatte Sparziele, auf die sie bewusst hin arbeitete.

Welche Veränderung hast du bei den Mädchen beobachtet?

Es wurde den Mädchen bewusst, dass das Thema Geld angesprochen werden kann und dass das auch wichtig ist – einfach dadurch, dass wir darüber redeten – so wie es bereits in der Schulung geheißen hat. Bei den wiederkehrenden Morgenrunden sind Kommentare darüber „einfach mal wieder shoppen zu gehen“ merklich zurück gegangen und es wurde mehr über Themen wie Sparen berichtet. Grundsätzlich habe ich nach etwa drei Monaten mehr Bewusstsein im Umgang mit Geld bei den Mädchen beobachtet.

Weitere Infos: 

Verein MAFALDA

Der gemeinnützige Verein MAFALDA, Fachstelle für feministische Mädchenarbeit und geschlechterreflektierende Bildungs- & Jugendarbeit, versteht sich als Anlaufstelle für Mädchen und junge Frauen und bietet seit über 28 Jahren Unterstützung bei der Entwicklung und Realisierung ihrer Lebensentwürfe mit vielfältigen Angeboten. Ziel des Vereines ist, an gesellschaftlichen Veränderungen mitzuarbeiten, in denen jegliche Form von Benachteiligung durch Geschlechtszugehörigkeit, ethnischer Herkunft oder die Diskriminierung behinderter Menschen abgeschafft ist.

Projekt: IN:TRA – Tagestrainings- und Beschäftigungsprojekt

Das Projekt IN:TRA hat sich zum Ziel gesetzt, Einstiegsmöglichkeiten in die Arbeitswelt, in Qualifizierung und Ausbildung für Mädchen und junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren zu eröffnen, die weder an einer Ausbildung teilnehmen, noch in Beschäftigung sind. Im Rahmen des Projekts arbeiten die Teilnehmerinnen in Werkstätten mit unterschiedlichen Materialien an verschiedenen kreativen, handwerklichen und gestalterischen Projekten. Das Projekt wird aus Mitteln des Sozialministeriums gefördert und in Kooperation mit dem AMS umgesetzt.

Details zu unseren Schulungen für Jugendarbeiter_innen findest du hier!

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